Die Ausstellung im Bürgerfoyer des Landtag-Neubaus.

Einblick: FSJ Politik im Sächsischen Landtag

Ein Freiwilliges Soziales Jahr im Landtag? Das geht?!

Im März des vergangenen Jahres habe ich mich entschlossen ein Freiwilliges Soziales Jahr zu leisten. Als sich die Möglichkeit bot, dies im Sächsischen Landtag zu tun, habe ich nicht gezögert. Die ersten sechs Monate sind nun vorbei und ich habe die Möglichkeit einmal zurückzublicken…

 

Mit der Schule fertig…

Nach dem Ende der Schulzeit fühlt sich wohl jeder Schüler vor die Frage gestellt, was nun? Genauso ging es mir. Die letzten Hausaufgabenfristen waren gerade erst einen Monat her, die Prüfungen noch in vollem Gange und der Kopf voller Schulwissen, da sollte ich mir bereits Gedanken um die Zeit nach der Schule machen? Ein mehrjähriges Studium direkt im Anschluss an 12 Jahre Schule fiel für mich aus, also begann ich im März des vergangenen Jahres meine Interessen und Aussichten zu ordnen. Durch Zufall erfuhr ich von einem Programm der Sächsischen Jugendstiftung, ein Freiwilliges Soziales Jahr, welches den Fokus auf Politik und politische Bildung legt. Ich begann genauer in dem Programm zu recherchieren, welches der vielen Angebote mich genau interessieren würde. Als ich schließlich die Stabsstelle des Sächsischen Landtages unter den Einsatzstellen entdeckte, war endgültig der Entschluss gefasst, mich zu bewerben. Ohne Plan B gelangte ich zuerst in die Bewerbungsphase, danach in verschiedene Vorstellungsgespräche, bis mich schließlich der entscheidende Anruf erreichte: Die Entscheidung, nach der Vorstellung aller Bewerber war auf mich gefallen. Also begann am 1. September 2023 mein FSJ Politik im Sächsischen Landtag.

… und auf in den Landtag

Auf dem Weg nach Dresden, das etwa eine Zugfahrstunde entfernt von meiner Heimat liegt, gingen mir allerlei Gedanken durch den Kopf, vornan war es aber Freude. Freude auf das kommende Jahr, die neuen Kontakte und spannende Projekte. Die wenigen Sorgen, die sich hin und wieder vor die Freude drängten, verstrichen spätestens beim Eintritt in das Landtagsgebäude. Wohin ich auch blickte, schauten mich freundliche Gesichter an. Ich wurde überfreundlich begrüßt, erhielt eine Einführung in die Arbeit der Öffentlichkeitsarbeit und eine exklusive Führung durch den Alt- wie auch den Neubau des Landtages.

Ich war überrascht, wie vielseitig die Aufgaben meiner Tätigkeit waren. Bereits kurz nach meinem Einstieg stand eine Veranstaltung bevor, die organisiert werden musste, eine Studentengruppe wartete darauf, durch den Landtag geführt zu werden, eine Veranstaltung verlangte mediale Begleitung und vieles andere mehr. Einblicke bekam ich von Anfang an in die Redaktion des Landtagskuriers, die Ausgabe für Ausgabe vorbereitet.  

Bereits nach wenigen Tagen war mir klar, dass es genug zu tun gibt. Bereits relativ früh habe ich den Multi-Media-Bereich für mich entdeckt, also die filmische Begleitung von Veranstaltungen. Es hat mich direkt mit Freude erfüllt, für den Landtag hinter der Kamera zu stehen und am Ende ein sehenswertes Endprodukt vor Augen zu haben.

Aber damit noch nicht genug: Ich führe auch Besuchergruppen durch das Haus und springe spontan für Besucherführer ein, verfasse Texte z.B. für die Internetseite des Landtags oder für den Landtagskurier. Auch begleite ich immer wieder Veranstaltungen der Öffentlichkeitsarbeit, wie etwa den Tag der offenen Tür oder das Jugend-Redeforum.

An Herausforderungen gewachsen

Von besonderem Interesse sind für mich aber nach wie vor die Plenar- und Ausschusssitzungen. Nirgends spürt man den Puls der Gesetzgebung stärker als hier im Parlament. Was ich vorher jahrelang nur im Unterricht an der Tafel gesehen habe, kann ich nun Woche für Woche live auf der Besuchertribüne miterleben. Auch an den sonst nicht öffentlichen Sitzungen der Fachausschüsse kann ich teilnehmen – ein äußerst seltener Einblick. Politische Bildung erhalte ich aber nicht nur hier im Landtag, sondern auch während der insgesamt 25 Bildungstage. Zwei dieser besonderen Fortbildungstage für FSJler in Sachsen durfte ich direkt im ersten Monat meiner Tätigkeit selbst organisieren. Zwei Tage Programm für 35 Menschen komplett durchplanen, das war gleich zu Beginn eine gewaltige Herausforderung. Dazu brauchte ich neben unzähligen Mails und Telefonaten einen kühlen Kopf. Rückblickend kann ich sagen, dass ich an dieser Aufgabe gewachsen bin.

Von der Sorge aus der ersten Zugfahrt nach Dresden am 1. September ist nichts mehr übriggeblieben. Mein Freiwilligenjahr im Landtag endet am 31. August, genau einen Tag vor der Wahl zum 8. Sächsischen Landtag, damit kommt die spannendste Zeit wahrscheinlich erst noch auf mich zu. Ich freue mich darauf und gehe voller Tatendrang in die zweite Hälfte meines Freiwilligendienstes.

Autor: Jerome Hennersdorf