Ronald Pohle

Datum 16.05.2023

Ronald Pohle, Porträt

Vorsitzender des Ausschusses für Inneres und Sport

"Der Mann fürs Grobe"

Seit 2009 vertritt Ronald Pohle (CDU) als direkt gewählter Abgeordneter den Leipziger Osten und Südosten im Sächsischen Landtag. Der gelernte Heizungsmonteur und Inhaber eines Familienbetriebs für Bauelemente beschreibt sich selbst als Abgeordneten der etwas anderen Art. Wir haben den Vorsitzenden des Ausschusses für Inneres und Sport einen Tag bei der Arbeit in seiner Heimatstadt Leipzig begleitet.

 

Dinge klar beim Namen nennen

Detailansicht öffnen: Ronald Pohle im Interview mit einer Redakteurin des Landtagskuriers
Interview mit dem Landtagskurier
Detailansicht öffnen: Ronald Pohle ist auf einer Straße in Leipzig unterwegs.
Ronald Pohle unterwegs in seiner Heimatstadt Leipzig

Konservativ, unabhängig bis hin zur gelegentlichen Widerspenstigkeit und arbeitswütig, fasst Ronald Pohle seinen Politikstil zusammen. Er sei kein typischer Abgeordneter, komme aus einer bildungsfernen Schicht und nenne die Dinge klar beim Namen. Dass er damit zuweilen aneckt und sich den Unmut politisch  Andersdenkender zuzieht, ficht ihn nicht an. "Ich bin der Mann fürs Grobe." Oder anders ausgedrückt: Pohle polarisiert. Beschmierte Fassaden am Wahlkreisbüro des strikten "Law-and-order-Politikers" legten davon bereits mehrfach sichtbares Zeugnis ab.

Auf der anderen Seite sei er ein Teamplayer, der sich für den sozialen Frieden einsetzt. "Keine Region darf abgehängt werden", formuliert er seine Überzeugung. Damit ein gutes gesellschaftliches Miteinander gelinge, bedürfe es des Engagements jedes Einzelnen, so Pohle, der selbst zwei Bürgervereine in Leipzig mitbegründet hat und schon oft für seine umfangreiche ehrenamtliche Arbeit ausgezeichnet wurde, etwa mit der Ehrennadel der Handwerkskammer oder dem Leipziger Agenda-Preis.

Austausch: Leipziger Arbeitsmarkt

Detailansicht öffnen: Ronald Pohle im Gespräch mit Steffen Leonhardi, Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig und weiteren Teilnehmern des Treffens.
Austausch über den Arbeitsmarkt in der Messestadt
Detailansicht öffnen: Ronald Pohle im Gespräch mit einem Leipziger Bundestagsabgeordneten vor dem Jobcenter Leipzig.
Die Arbeitsagentur Leipzig hatte Abgeordnete zu einem politischen Frühstück geladen.

Der Tag in der Messestadt startet mit einem politischen Frühstück. Die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Leipzig haben politische Verantwortungsträger aus Bund, Land und Kommunen zu sich nach Leipzig-Möckern eingeladen. Für Pohle, der unweit des ehemaligen Kasernengeländes aufgewachsen ist, vertrautes Terrain. Drei Stunden sind für den Austausch über die aktuelle Situation auf dem hiesigen Arbeitsmarkt und weitere Themen von Bürgergeld bis Integration angesetzt.

Steffen Leonhardi, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, und Sabine Eder, Geschäftsführerin des Jobcenters, präsentieren aktuelle Trends und Zahlen. Vor allem Qualifikation und Weiterbildung seien Arbeitsbereiche, die immer stärker in den Fokus der Behörden rücken, um dem  Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

"Wie schätzen Sie Leipzigs Chancen für Neuansiedlungen ein, wenn uns hier die Fachkräfte fehlen?", fragt Ronald Pohle nach. Man brauche Neuansiedlungen, pflichtet Leonhardi dem Abgeordneten bei. Seine Behörde unternehme große Anstrengungen, um vorhandene Arbeitskräfte für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Erschwerend komme jedoch hinzu, dass die vergleichsweise niedrige Vergütung in Leipzig zur Abwanderung von Fachkräften in Regionen mit höheren Löhne führe.

Pohle ist das Thema wichtig. Aus seiner Sicht benötige Leipzig mit seinem traditionell sehr  dienstleistungsorientierten Arbeitsmarkt dringend mehr Unternehmen und Jobs im produzierenden Gewerbe. Er selbst übernahm vor 30 Jahren den familieneigenen Handwerksbetrieb. Als Unternehmer setzt er sich seit Langem für die Interessen des Mittelstandes und des Handwerks ein.

Vor dem nächsten Termin bleibt Zeit für ein Interview. Schnell wird klar, Ronald Pohle ist ein begeisterter Tüftler und Bastler mit einem großen Faible für Technik und Design. Er liebt es, mit außergewöhnlichen, selbst umgebauten Fahrzeugen aufzufallen, ob Feuerwehr mit integrierter Gulaschkanone oder einer aus Fässern nachgebauten Dampflok Saxonia. Das kommt bei den Bürgern gut an und bietet den perfekten  Anknüpfungspunkt, um miteinander ins Gespräch zu kommen, freut sich Pohle.

Herzensangelegenheit Sport

Detailansicht öffnen: Ronald Pohle im Gespräch mit Christian Dahms, Geschäftsführer des Landessportbundes Sachsen
Besuch bei Christian Dahms, Geschäftsführer des Landessportbundes Sachsen
Detailansicht öffnen: Eine Hand hält ein Smartphone, auf dem das Bild eines Nachbaus der Lok Saxonia zu sehen ist.
Ronald Pohle zeigt seinen Nachbau der legendären Dampflok Saxonia.

Weiter geht es zum Landessportbund Sachsen, um mit Geschäftsführer Christian Dahms über aktuelle sportpolitische Fragen zu diskutieren. Für Ronald Pohle eine Herzensangelegenheit. Nicht nur, weil sein Ausschuss neben Innenpolitik auch für den Sport zuständig ist, sondern weil er selbst als passionierter Sportler das Metier als einst Aktiver, ehrenamtlich Engagierter und Funktionär bestens kennt.

"Wir sind die größte Bürgerorganisation in Sachsen", hebt Dahms stolz hervor und verweist auf insgesamt 671 281 Mitglieder in 4 374 Sportvereinen. Vom zwischenzeitlichen corona-bedingten Einbruch der Mitgliederzahlen habe man sich gut erholt. Zuwächse verzeichneten die Vereine vor allem im Kinder- und Jugendbereich. So sei bei den 7- bis 14-Jährigen knapp jeder Zweite im Sportverein, berichtet Dahms dem Abgeordneten. Probleme gebe es hingegen, ausreichend Nachwuchs im Bereich der Übungsleiter zu finden.

Lobend äußert sich Dahms über die Sportförderung des Freistaates, die mit dem Zuwendungsvertrag auf soliden Füßen stehe und so die Breitensportentwicklung, die Anschaffung von Großsportgeräten und die Förderung von Talenten stärke. Auch die Pauschalen für Übungsleiter wurden zuletzt erhöht, dennoch müsse man gemeinsam überlegen, wie man das Ehrenamt noch attraktiver machen könne, gibt er Pohle mit auf den Weg.

Feierstunde im Haus der Demokratie

Detailansicht öffnen: Ronald Pohle steht am Rednerpult vor Publikum und spricht ein Grußwort anlässlich einer Feierstunde bei der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V.
Grußwort zum 25-jährigen Bestehen der Landsmannschaft
Detailansicht öffnen: Mehrere Frauen halten Liederbücher in der Hand und singen.
kulturelle Umrahmung der Feierstunde im Haus der Demokratie

Für unseren letzten gemeinsamen Termin an diesem Tag fahren wir in den Süden von Leipzig. Ziel ist das Haus der Demokratie, wo die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Eng an eng stehen die Tische in dem kleinen Raum, die Vereinsmitglieder haben sich schick gemacht und freuen sich sichtlich über die Anwesenheit der Politik.

Neben Ronald Pohle, der Sprecher seiner Fraktion für Vertriebene und Spätaussiedler ist, gratuliert auch Dr. Jens Baumann, seit 2018 Beauftragter des Freistaates für dieses Thema, zum Jubiläum. "Besonders die Spätaussiedler wurden lange vergessen und nicht gesondert erwähnt", erklärt Pohle einen der Knackpunkte in diesem Politikfeld.

Für Ronald Pohle gibt es öffentliches Lob vom stellvertretenden Landesvorsitzenden der Vertriebenen- und Spätaussiedler, Dr. Manfred Hellmund: "Sie sind einer derjenigen, der die Basis für unsere Arbeit legt und als Mitglied im Haushalts- und Finanzausschuss darauf achtet, dass die Finanzierung unserer Tätigkeit gesichert ist." Hauptanliegen sind die Sicherung des kulturellen Erbes sowie der Erinnerungstransfer in die nächsten  Generationen, wofür in Sachsen im Jahr 2021 mit der Erinnerungs-, Begegnungs- und außerschulischen Bildungsstätte "Transferraum Heimat" in Knappenrode ein zentraler Anlaufpunkt eröffnet wurde.

Aufgehoben werden müsse hingegen endlich die Benachteiligung der Spätaussiedler im Rentenrecht, adressiert Hellmund einmal mehr eine langjährige Forderung an die Politik. "Diese Frage muss auf Bundesebene geklärt werden", wiederholt Pohle die Position seiner Partei dazu. Das Thema wird wohl auch beim nächsten Zusammentreffen nicht unerwähnt bleiben.

Autorin: Katja Ciesluk